Das Wachsausschmelzverfahren

Zwanzig verschiedene Arbeitsgänge sind nötig bis zum Ur-Modell des Künstlers, ein fertiges Kunstwerk aus Bronze entsteht.

Um ein positives Wachsmodell zu gewinnen, das dem Originalmodell genau entspricht und später ausgeschmolzen werden kann, muss zunächst eine flexible Negativform erstellt werden. Dazu wird das Originalmodell jeweils zu einer Hälfte mit Tonplatten belegt, die dann mit Gips überzogen werden. Sind die sogenannten "Gipsstützschalen" getrocknet, wird die Tonschicht entfernt, und beide Schalen werden wieder um das Modell gelegt. Anschließend wird die jeweilige Hohlraumhälfte zwischen Originalmodell und Gips flüssige Gelantine oder Silikon gegossen. Die originaltreue Negativform ist nun fertig. Da in die flexible Negativform das Metall nicht direkt gegossen werden kann, muss in weiteren Arbeitsschritten das schon erwähnte positive Wachsmodell erstellt werden. Dazu fügt man beide Formhälften zusammen und gießt sie mit heißem Wachs aus. Nach einigen Minuten des Erkaltens entsteht ein Rand. Das überschüssige Wachs wird wieder ausgegossen, so dass ein hohles Wachsmodell entsteht. Dieser "Wachsrohling" wird mit einem Schamottekern gefüllt, danach vom Künstler nochmals retuschiert und anschließend mit Gusskanälen versehen. Das Ganze wird mit Schamotte umhüllt und im Ofen 5-8 Tage lang ausgebrannt,bis der Wachs ausgeschmolzen und der Hohlraum vollständig ausgetrocknet ist. In diesen Hohlraum wird im nächsten Arbeitsgang die ca. 1250 Grad Celsius heiße Bronze gegossen.

Der alles entscheidende Augenblick

Nun kommt der alles entscheidende Augenblick des Gießers: Die im Tiegelofen auf ca. 1500 Grad Celsius erhitzte flüssige Bronze wird von der Schlacke befreit und dann in einem Zug in die ausgebrannte Form gegossen. Ein ausgeprägtes Zeit- und Fingerspitzengefühl, große Erfahrung und eine absolute ruhige Hand sind dabei die wesentlichen Voraussetzungen, um ein Gießergebnis allerbester Güte zu erzielen. Stetig bahnt sich die flüssige Bronze ihren Weg in die vom Wachs hinterlassenen Hohlräume, ohne an den Außenflächen Blasen zu bilden. Die Bronze kann nun erkalten und der Schamottemantel abgeschlagen werden.

Nach dem Abschlagen des erkalteten Schamottemantels werden die Gieß- u. und Luftkanäle vorsichtig entfernt. Der Rohling wird gereinigt, seine Oberflächenqualität begutachtet und dann - gemeinsam mit dem Künstler - darüber entschieden, wie das Objekt weiter bearbeitet werden soll.

Mit sanften Schlägen treibt der Ziseleur Punzen und Meißel in das Metall. Gesichter, Muskeln und Ornamente werden in konzentrierter Teilarbeit gefühlvoll heraus gearbeitet, Nuancen hervorgehoben und die Besonderheit des Objektes betont. Aus dem Rohling wird das lebendige ausdrucksstarke Kunstwerk in einer Anmut, die dem Originalmodell des Künstlers exakt entspricht.

Der letzte Schritt – das Patinieren

Nun erfolgt der letzte Hauptberabeitungsschritt, das Patinieren. Es kommen hierfür unterschiedliche Patinierungslösungen zum Einsatz, die nach alten, überlieferten Rezepturen hergestellt werden. Das Kunstobjekt wird zunächst für einen genau festgelegten Zeitraum in ein Patinabad getaucht, um dann in Handarbeit weitere Patinierlösungen aufzutragen und mit der Gasflamme einzubrennen. So lassen sich jeweils ganz besondere Farbeffekte und Schattierungen erzielen. Der Charakter und die Ausstrahlung des Bronzeobjektes werden intensiviert. Abschließend wird die Bronze gründlich gewaschen und gewachst.

Der Künstler entscheidet nun, ob nur ein Objekt gegossen wird, also ein Unikat oder mehrere. Die Auflage wird vorher festgelegt und darf dann nicht überschritten werden.